Thema Wegerecht - Interview mit Henning Stegemerten
- Wie hängen Wegerecht und Flächenerwerb zusammen?
Wegerecht ist als Erwerb von (Leitungs-)Rechten für Flächen zu verstehen, die zum Bau, zum Betrieb und zur Unterhaltung einer Leitung bezogen auf das jeweilige Flurstück berechtigten. Daneben gibt es natürlich auch die Möglichkeit, eine Fläche direkt zu kaufen – der Flächenerwerb. Das machen wir, wenn wir große Anlagen, wie z. B. eine Verdichterstation, errichten wollen.
- Wie muss ich mir den Prozess als Anlieger oder Betroffener vorstellen?
Unser Ziel ist es, den Rechtserwerb immer so früh wie möglich anzustoßen, denn es gilt viel zu regeln. Es beginnt damit, die Betroffenen im Rahmen von Veranstaltungen zu informieren und dabei auch die Öffentlichkeit und Interessenverbände miteinzubeziehen. So erhalten alle Beteiligten ein Gefühl dafür, was auf sie zukommt. Gegenseitiges Vertrauen und Transparenz stehen für uns an erster Stelle. Persönliche Absprachen mit den Betroffenen sind dafür unerlässlich.
- Gibt es dafür schematische Vorgaben oder geht Gasunie individuell vor?
Dadurch, dass die jeweiligen Eigentümer unterschiedlich betroffen sind, ist auch unser Vorgehen individuell. Wir gehen auf die Eigentümer und Nutzungsberechtigten zu. In der Regel sind sie bereits durch ihre Interessensverbände oder unsere Öffentlichkeitsarbeit über unser Vorgehen informiert. Bei einem Besuch sprechen wir dann über das Projekt und den einvernehmlichen Rechtserwerb. Diesen kündigen wir vorher per Brief an und stimmen den Termin dafür ab.
- Welche Herausforderungen gibt es?
Infrastrukturprojekte stoßen durchaus auch auf Verunsicherung bei den betroffenen Grundstückseigentümern und Nutzungsberechtigten. Manchmal spielen Belastungen und Erfahrungen aus vorangegangenen Bauprojekten eine Rolle. Da kommen dann schon mal Aussagen wie: „nicht schon wieder bei uns“. Diese durchaus nachvollziehbaren Bedenken nehmen wir ernst und versuchen, die Menschen mitzunehmen. Wichtig ist uns vor allem, dass wir unsere Projekte einvernehmlich realisieren.
- Wie kommunizieren Sie das Projekt?
Hier gehen wir in mehreren Schritten vor, denn auch das Projekt entwickelt sich ja. Zunächst bieten wir eine Marktplatz-Veranstaltung mit verschiedenen Info-Ständen an. Dort erhalten die Anwohner Informationen dazu, was geplant ist, wie der Zeitrahmen sowie die geplanten Schritte dazu aussehen und welches technische Equipment zum Einsatz kommt. Uns ist es dabei ganz wichtig zu erklären, warum wir ein solches Projekt planen und wie genau die Ausführung erfolgt. Außerdem klären wir über die rechtlichen Rahmenbedingungen und das Thema Sicherheit auf. Im nächsten Schritt nehmen wir Kontakt zu Interessensvertretern auf und organisieren Info-Veranstaltungen. Bis wir dann jedem Eigentürmer sagen können, wo und was genau wir bei ihm auf der Parzelle vorhaben. Für diese konkreten Informationen schreiben wir Briefe und vereinbaren persönliche Gesprächstermine. Aktuell überlegen wir, welche Rolle Online-Diskussionsveranstaltungen im Rahmen einer frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung spielen können.
- Wo stehen wir bei der Leitung Brunsbüttel - Hetlingen?
Hier haben wir Ende Juni den Rechtserwerbs angestoßen, zuerst durch Informationsveranstaltungen, zu denen wir die Grundeigentümer eingeladen haben. Mit vier Veranstaltungen entlang der Trasse wollen wir möglichst viele Menschen erreichen. Die Planfeststellung ist ebenfalls gestartet, die Antragsunterlagen wurden Anfang Juli eingereicht. Das Verfahren läuft nach den erst im Mai im Bundestag mit breiter parlamentarischer Mehrheit verabschiedeten Regelungen des LNG-Beschleunigungsgesetzes ab, für uns eine neue Erfahrung. Den Kontakt mit den Betroffenen haben wir schon in der Vergangenheit intensiv gepflegt, den führen wir jetzt weiter fort. Aber die Zeit drängt eindeutig.
- An welche Stelle kann ich mich bei weiteren Fragen wenden?
Der erste Kontakt geschieht meist mit den Mitarbeitenden vor Ort, bei Infoveranstaltungen oder aber durch direkte Gesprächstermine, die unsere Wegerechtler per Post ankündigen und in enger Abstimmung mit Ihnen organisieren. An diese Ansprechpartner können Sie sich bei Fragen wenden. Ansonsten haben wir unsere Projekthomepage eingerichtet. Hier finden Interessierte die aktuellsten Informationen zum Projekt und auch weitere Kontaktmöglichkeiten, so zum Beispiel über unsere E-Mail-Adresse.